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Zwar schnell, aber nur bedingt verbunden – das Smartphone als Paradoxon der Kommunikation

Von 30. Januar 2019November 30th, 2021Keine Kommentare

Die größte Veränderung des letzten Jahrzehnts bezogen auf Kommunikation ist für mich die ständige Präsenz des Smart- oder I-Phones, welche auch massiv unser Kommunikationsverhalten verändert:

Da wir ständig erreichbar sind und ständig Kommunikationsangebote bekommen, müssen wir effektiver und schneller antworten und reagieren. Das verändert zum einen unseren Umgang mit der Schriftsprache: Die Sätze werden kürzer, Satzbau, Grammatik, Groß- und Kleinschreibung wird manchmal beliebig, wir sparen uns gern die Anrede, der Gruß wird durch ein Küßchen-Smiley ersetzt.

Smileys ersetzen die Botschaften zwischen den Zeilen, whatsapp ersetzt leider auch oft das persönliche (Telefon-)Gespräch. Immerhin gibt es Sprachnachrichten, bei denen man vielleicht heraushören kann, welche Emotion in der Stimme mitschwingt. Aber wie wertvoll ist doch ein persönliches Gespräch, in dem ich sofort in Resonanz gehen, emotional mitschwingen und reagieren kann, mich von der Körpersprache des Gegenübers berühren lasse, und mich und mein Selbst bewußt im Jetzt konkret ausdrücken kann?

All das gehört zu einer geglückten und beglückenden Kommunikation dazu.

Ganz ehrlich: wie oft berauben wir uns durch Nutzung des Smartphones dieser höchst entwickelten menschlichen Kompetenz, weil es schnell gehen muss, weil es bequem ist, weil wir uns scheinbar schneller verbunden fühlen?

Wir Erwachsenen sind in der Lage, dies zu differenzieren, eigene Wege und Prioritäten zu finden, Lust an Kommunikation anders zu leben und zu gestalten.

Aber ich habe Sorge um die Kinder, und zwar im jedem Alter. Denn was macht es allein mit einem Säugling und Kleinkind, wenn die Augen der Eltern meistens im Smartphone hängen und nicht der Spiegel des die Welt entdeckenden Kindes sind?

Schauen Sie sich um: wie oft sehen wir ein Kleinkind, das mit dem Rücken zu den telefonierenden, abgelenkten Eltern im Buggy sitzend durch unsere reizüberflutende Welt geschoben, somit ohne Halt, Sicherheit und Orientierung mit der Umwelt konfrontiert wird?

Heutzutage wissen wir es Dank Hirnforschung eigentlich genauer:

Ein ständig fehlendes bzw. instabiles Sicherheits- und Bindungsangebot der Eltern kann zu Entwicklungstraumata führen. In Folge können die Kinder Posttraumatische Belastungsstörungen entwickeln, die sich in Entwicklungsverzögerungen, Verhaltensauffälligkeiten, Lernstörungen, seelischen Behinderungen zeigen.

Das wirkt übertrieben? Vielleicht. Auch wissen wir um die Resilienz des Menschen und seine Anpassungsfähigkeit. Aber vielleicht ermöglichen wir unseren Kindern eine gesündere Zukunft, wenn wir uns all dessen bewußt bleiben.